Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Hund

Wenn ein Hund lahmt, dann in ca. 70 % der Fälle in der Hintergliedmaße. In 50 % der Fälle liegt die Ursache im Kniegelenk. Im Folgenden wird eine Auswahl an gängigen Erkrankungen des Bewegungsapparates des Hundes vorgestellt.


1. Osteochondrose


Bei der Osteochondrose handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, die bereits bei Hunden im Welpenalter auftritt und von der vor allem große Hunderassen betroffen sind. Die Erkrankung tritt vor allem im Schulter-, Ellbogen, und Kniegelenk auf. Die Ursachen sind nicht vollends geklärt. Man vermutet aber ein Zusammenspiel aus Faktoren wie zum Beispiel schnelles Wachstum, qualitativ schlechte Ernährung, Übergewicht und eine Überbeanspruchung der Gelenke.


Symptome treten in der Regel zwischen dem 4. und 7. Lebensmonat auf. Meist sind männliche Tiere betroffen. Die Diagnose wird über bildgebende Verfahren (Röntgen) gestellt.


2. Hypertrophe Osteodystrophie


Die Auslöser für die hypertrophe Osteodystrophie sind unbekannt. Anfängliche Theorien, die eine Unterversorgung mit Vitaminen und eine Überversorgung mit Mineralstoffen als ursächlich ansahen, wurden widerlegt. Daneben wurden infektiöse Ursachen diskutiert.


Die Erkrankung tritt immer in bestimmten Anteilen der Knochen von Junghunden im Alter von 3 bis 5 Monaten und meist an den Vordergliedmaßen auf.


Neben Lahmheiten und Schwellungen, können unter anderem Fieber und eine reduzierte Futteraufnahme bei betroffenen Hunden beobachtet werden. Auch hier bringt die Röntgenuntersuchung Gewissheit.


3. Polyarthritis


Man unterscheidet grundsätzlich nichtentzündliche und entzündliche Arthritiden. Eine häufige Form beim Hund ist die sogenannte immuninduzierte Polyarthritis, die zu den entzündlichen Arthritiden gehört. Sie kann in Folge von Infektionen, Tumorerkrankungen oder anderer schwerer Erkrankungen auftreten.


Die Symptome der Polyarthritis sind vielfältig. Zu Beginn sind die Gelenke der Pfoten, das Handwurzel- und Sprunggelenk betroffen. Hinzu kommt meist auch Fieber. Durch die Röntgenuntersuchung allein kann in der Regel keine sichere Diagnose gestellt werden. Es empfiehlt sich zusätzlich eine Blutuntersuchung zu veranlassen und die betroffenen Gelenke zu punktieren, um Infektionserreger auszuschließen. Im Fokus der Diagnostik steht die primäre Ursache zu finden.


4. Kreuzbandriss


Im Gegensatz zu den Kreuzbandrissen beim Menschen, sind diejenigen beim Hund nicht ausschließlich durch ein Trauma bedingt. Vermutlich geht dem vollständigen Kreuzbandriss eine Degeneration und Teilrisse voraus. In der Regel reißt das vordere Kreuzband. Insbesondere größere Rassen sind betroffen. Nicht selten tritt ein Kreuzbandriss beidseits auf und geht mit Verletzungen des Meniskus einher.


Die durch den Kreuzbandriss auftretende Lahmheit ist recht charakteristisch. Das betroffene Hinterbein wird in einer Beugehaltung gehalten und der Boden beim Laufen immer wieder nur mit der Fußspitze berührt. Die Diagnostik erfolgt mittels eines spezifischen Test (Schubladentest). Röntgenbilder können zum Ausschluss anderer Erkrankungen sinnvoll sein.


Während Hunde unter 5 kg die durch den Kreuzbandriss bedingte Instabilität im Kniegelenk gut kompensieren können, muss der Kreuzbandriss bei größeren Hunden operativ versorgt werden.


5. Patellaluxation


Die Ursachen für die Patellaluxation sind nicht genau bekannt. Begünstigend wirken jedoch anatomische Veränderungen an der Hintergliedmaße. Betroffen sind hauptsächlich Hunde kleiner Rassen (Mops, Französische Bulldogge, Jack Russel Terrier, Chihuahua, Malteser, Papillon und andere). Die Patellaluxation tritt aber zum Beispiel auch bei Hunden der Rasse Flat Coated Retriever, Appenzeller und Neufundländer und in der Regel im ersten Lebensjahr auf. 


Bei der ersten Luxation gehen die Hunde häufig akut lahm. Folgende Luxationen sind weniger schmerzhaft und damit mit weniger Symptomatik verbunden. Eine Folge der Erkrankung ist, dass sich der unter der Kniescheibe liegende Gelenkknorpel stark abnutzt und es zu nachhaltigen Knorpelschäden kommt. Die Hunde zeigen in der Folge wiederkehrende Lahmheiten und halten das Bein zeitweilig gebeugt, ohne es zu benutzen.


Die Diagnose und Gradeinteilung (1 bis 4) erfolgt durch die klinische Untersuchung. Je nach Befund kommt eine Operation in Betracht.


6. Hüftgelenkdysplasie / Coxarthrose


Die schlechte ("dys") Passform ("plassein") der Hüfte zeigt sich in einer Lockerheit des Hüftgelenkes, die zu degenerativen Veränderungen des Gelenkes ("Coxarthrose") führen kann. Es handelt sich um eine genetische Erkrankung, die vererbt wird. Ebenso hat die Fütterung während der Wachstumsphase und hier insbesondere zwischen dem 3. und 5. Lebensmonat einen Einfluss. Eine hohe Kalziumzufuhr kann zu deformierten Gelenken führen. Etwas restriktiver gefütterte Hunde bilden dagegen stabilere Gelenke aus.


Eine Lahmheit muss nicht immer vorhanden sein. Insbesondere Rassen mit starker Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur zeigen keine oder nur eine geringgradige Lahmheit. Wenn sie vorhanden ist, dann häufig ab dem 6. Lebensmonat. Die Hunde lahmen dann meist beim Anlaufen, springen ungern und haben Probleme beim Treppenlaufen. Die Diagnose erfolgt mittels orthopädischer Untersuchung und Röntgenaufnahmen.


Mit der Zeit kann sich aus der Dysplasie eine irreversible Hüftgelenksarthrose entwickeln


Die Therapie kann im frühen Stadium unter Umständen konservativ erfolgen. Daneben existieren verschiedene OP-Methoden, wie die Hüftgelenksprothese, die ab dem 10. Lebensmonat eingesetzt werden kann, oder die Femurkopfresektion. Ist bereits eine Coxarthrose vorhanden, kommen neben konservativen weitere chirurgische  Therapieansätzen in Frage. Hierzu gehört zum Beispiel das Durchtrennen von Muskeln, die das Hüftgelenk stabilisieren. Diese verkrampfen als Folge der Hüftgelenksdysplasie und sind damit ein wesentlicher Grund für die Schmerzen des Hundes. 


7. Ellbogendysplasie


Die Ellbogendysplasie ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen. Die wichtigsten sind der fragmentierte Processus coronoideus medialis, der nicht vereinigte Processus anconaeus, die Osteochondrose am medialen Humeruscondylus und die Inkongruenz des Ellbogengelenkes. Ähnlich wie bei der Hüftgelenkdysplasie sind die Veränderungen genetisch bedingt und durch die Fütterung beeinflussbar. Ein wesentlicher Faktor ist Übergewicht. Die Vordergliedmaßen tragen 60 % des Gesamtgewichtes des Hundes. Die genauen Ursachen für die Ellbogendysplasie werden in Fachkreisen diskutiert. Neben übermäßiger Belastung in der Wachstumsphase, kommt Fehlwachstum im Bereich des Gelenkes in Frage, das wiederum zu ungleichmäßiger Belastung der anatomischen Strukturen führt.


Lahmheitssymptome treten bei den Hunden in der Regel erstmals zwischen dem 4. und 8 Lebensmonat auf. Betroffen sind vor allem große und schnell wachsende Hunderassen. Die Diagnose erfolgt durch eine eingehende orthopädische Untersuchung und Röntgenbilder. Wobei letztere nicht immer sensitiv genug sind und daher eine Computertomographie und / oder Arthroskopie notwendig sein kann.


Die konservative Therapie beinhaltet die gleichen Ansätze wie bei der Hüftgelenksdysplasie. In schwereren Fällen kann eine Operation notwendig sein.


8. Therapien und was die Regulationsmedizin leisten kann


Bei allen oben aufgeführten Erkrankungen des Bewegungsapparates kann die Gabe von Schmerzmitteln (NSAIDs) eine Verbesserung der Symptomatik erreichen. Daneben gibt es stärkere Schmerzmittel, wie Opioide und Opiate, die aber zumeist per Injektion verabreicht werden müssen. Futterzusatzmittel, die Chondroitin und Glykosamine enthalten, unterstützen den Knorpelstoffwechsel. Leider wird aufgrund der Molekülgröße nur ein geringer Anteil der Wirkstoffe im Darm resorbiert. Die Wirkung ist zwar immer noch umstritten, aber wenn eingesetzt, dann sollten die Präparate mindestens 2 Monate gefüttert werden und auf einen hohen Reinheitsgehalt geachtet werden. Extrakte aus Grünlippmuscheln sind primär schmerzlindernd und weniger knorpelerhaltend.


Unabhängig davon ob konservativ oder chirurgisch behandelt wird, sollten die Hunde weniger, aber dafür häufiger bewegt werden. Wichtig ist, dass die Muskulatur erhalten oder idealerweise zum Beispiel durch Schwimmen wieder aufgebaut wird. Übergewichtige Hunde sollten an Gewicht verlieren. 


Die Physiotherapie nimmt bei allen Erkrankungen sowie vor und nach Operationen einen hohen Stellenwert ein.


Insbesondere die Lasertherapie kann im Rahmen der Therapieansätze den Unterschied ausmachen. So wirkt sie schmerzlindernd und heilungsfördernd. Gerade bei dauerhafter Gabe von Schmerzmitteln, kann die Medikamentendosis durch den Einsatz des Lasers reduziert werden, wodurch weniger Nebenwirkungen auftreten. Die Lasertherapie wirkt durchblutungsfördernd und entspannend auf verkrampfte Muskulatur.  Nach einer Operation unterstützt sie die Rekonvaleszenz.


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